16. Juni 2020Wein im Herzen einer Synagoge

ה רעשה הוהיל םיקידצ ואבי וב

„Dies ist das Tor zum Ewigen, Gerechte werden dort eintreten“

Wer vor dem Tor unseres Kelterhauses steht und diese Zeilen liest, ahnt vielleicht, dass dies ein ganz besonderer Ort ist. Zunächst – wenn man dem Geschriebenen folgt – scheint bis auf die Tafel mit hebräischer Inschrift kaum etwas ungewöhnlich zu sein.

Doch dort, wo heute unsere Weine lagern und reifen, wurde im Jahr 1744 im Herzen Guntersblums die erste Synagoge unserer Gemeinde errichtet. Von diesem Zeitpunkt an wurden in diesem Gotteshaus knapp 200 Jahre lang Gottesdienste abgehalten und Kiddusch gesprochen. So nennt man den Segensspruch zu Ehren des Weins, der traditionell den Sabbat einleitet und der Inbegriff häuslicher und synagogaler Frömmigkeit ist.

Diese Ausübung der Frömmigkeit wurde durch die Herrschaft der Nationalsozialisten jäh unterbrochen. Nachdem am 5. Oktober 1938 ein letzter Gottesdienst in der Synagoge stattgefunden hatte, erwarb mein Urgroßvater Georg Friedrich Schmitt das Gebäude. Das rettete die Synagoge, denn schon weniger als einen Monat später wurden aufgrund von Pogromen flächendeckend jüdische Gotteshäuser in Brand gesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das im Krieg zerstörte Dach repariert und die ehemalige Synagoge zum Kelterhaus umfunktioniert. 1984 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Heute wird in dem ehemaligen Gotteshaus zwar nicht mehr gebetet, aber regelmäßig treffen wir uns hier zu Weinproben und Kellerführungen. So wurde der Ort zwar ein wenig zweckentfremdet, bleibt aber weiterhin ein Haus der Versammlung, in dem gefeiert, gelernt und diskutiert werden darf. L’Chaim!

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